
Kibbuzim
Die Geschichte und Entwicklung der Kibbuzim ist eng mit der allgemeinen Geschichte der zionistischen Bewegung und der Gründung vom Staat Israel verknüpft. Ohne die Leistungen der Kibbuzim wäre die Entstehung des Staates Israel wohl nicht realisiert worden. Die Kibbuzim galten lange Zeit als Pioniere und eine Art Elite und sind auch heute noch, trotz ihrer zahlenmäßig geringen Bedeutung, der Stolz des israelischen Volkes. Der Beginn der Kibbuz-Entwicklung wird mit der 1. Alija (Einwanderung 1882 bis 1903) in Verbindung gebracht, in der etwa 20.000 bis 30.000 russische Juden nach Palästina kamen, hauptsächlich aufgrund von Pogromen in Russland. Die ersten kollektiven Siedlungen wurden von Mitgliedern der „Coveve-Zion“-Bewegung gegründet. Diese Kolonien hatten anfangs geringen wirtschaftlichen Erfolg, da den Einwanderern rudimentäre Kenntnisse der Landwirtschaft und technische Hilfsmittel fehlten; ihr Überleben war nur durch große finanzielle Unterstützung, etwa von Edmond de Rothschild, möglich.
Die 2. Alija (1904 bis 1914) brachte weitere 35.000 bis 40.000 Einwanderer, überwiegend junge, sozialistisch und revolutionär eingestellte Juden aus kleinbürgerlichen Familien Russlands und Polens. Aus Spannungen mit den Kolonisten der 1. Alija erwuchs die jüdische Arbeiterbewegung und schließlich die Kibbuzim. Für diese Neueinwanderer wurde asketisches Leben in einer Kommune und Arbeit auf dem Feld zu einem Grundsatz.

Während der 2. Alija entstanden die ersten Kibbuzim bzw. Kwuzot (Gruppen), darunter der Kibbuz Degania (1910). In Degania wurde die kollektive Produktion und der kollektive Konsum kombiniert, und am Anfang erhielten die 12 Mitglieder ihren Lohn vom Palästinaamt. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs (1914) waren 14 landwirtschaftliche Genossenschaftssiedlungen entstanden. Ende 1918 gab es bereits 29 landwirtschaftliche Siedlungen. In den 1920er Jahren führten Deflation und wirtschaftliche Schwierigkeiten zur Notwendigkeit, die ursprünglichen kleinen Kwuzot (oft nur 10–15 Personen) in Großkommunen umzuwandeln und die Landwirtschaft zu diversifizieren und zu mechanisieren. Die durchschnittliche Mitgliederzahl stieg von 18 (1922) auf 67 (1930). Durch die Britische Mandatsregierung in Palästina, die Balfour-Deklaration und die Zuwanderungswellen der 3., 4. und 5. Alija kamen immer mehr Einwanderer nach Palästina - dem späteren Israel. Es entstanden die ersten Kibbuz-Dachverbände, darunter Kibbuz Artzi und Kibbuz HaMeuchad (1927).
Die
5. Alija (1932–1948), ausgelöst durch die Machtübernahme Hitlers, brachte einen großen Kapitalienstrom ins Land. In dieser Zeit wuchs der Anteil der Kibbuz-Bevölkerung an der jüdischen Gesamtbevölkerung von 0,9 % (1922) auf 4,3 % (1936) und stieg bis zur Staatsgründung 1948 auf 7,5 %. Bis 1948 stieg die Anzahl der Kibbuzim auf 115 bis 177. Die Kibbuzim hatten wesentlichen Anteil am Aufbau des Staates Israel und verteidigten und dehnten das Territorium des neuen Staates im Unabhängigkeitskrieg (bis 1949) aus.